Jüdischer Friedhof Essingen

An der Gartenstraße östlich des Ortskerns des kleinen Dorfes in der Nähe Landaus liegen zwei jüdische Friedhöfe. Der ältere, an der talwärtigen Seite in altem Baumbestand aus Kastanien, wurde nach Auskunft des Schildes am Eingangstor 1618 angelegt. Dieses Datum ist freilich sehr fragwürdig. Sicher ist hingegen, dass bereits im 16. Jhd. in Essingen Juden lebten. Nördlich der Zufahrtsstraße liegt der jüngere Teil auf dem 19. Jhd.

Der Friedhof wurde in seiner Geschichte mehrfach erweitert und teilweise aufgeschüttet, um weitere Gräber anlegen zu können. Auch wenn die Gräber nicht chronologisch angeordnet sind, befinden sich im östlichen Teil tendenziell die älteren Epitaphe. Der Essinger Friedhof diente rund 30 umliegenden jüdischen Gemeinden als letzte Ruhestätte.

Die Eingangspfosten

Westlicher Torpfosten des älteren Teils
(1) Dieses Tor für jeden Lebendigen wurde erbaut
(2) unter der Schatzmeisterschaft unseres Lehrers und Rabbis, des Herrn,
(3) Ali, des Sohnes des Gelehrten Herrn Benjamin, -
(4) sein Andenken gereiche zum Segen, - Gründebaum, dem Vorsteher des Gerichtshauses
(5) aus dem Gerichtsbezirk Landau
(6) Gott schütze über ihnen Glückssterne und Sternbilder, - des Sohnes Abrahams,
(7) des Sohnes des Gelehrten Michael, sein Andenken gereiche zum Segen, -
(8) aus Edesheim

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.Östlicher Torpfosten des älteren Teils
(1) K? Ali
(2) Dreifuß
(3) aus Herxheim
(4) Sohn des Baenjamin, des Sohnes des Simson
(5) aus Niederhochstadt
(6) Michael, der Sohn des gwöhnliches Priesters Isai
(7) aus Edenkoben

Übersetzung nach: H. Arnold: Jüdisches Leben in der Stadt Landau
und in der Südfalz (1870-1933), S.124f

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Schild am Eingang zum neueren Teil des Friedhofs:
Bet Olam (= Haus der Ewigkeit)
Jüdischer Friedhof Essingen
bestehend seit 1869Mögen die hier Bestatteten für alle Zeiten ungestört ruhen
t.n.z.b.h.
(="Seine/ihre Seele möge eingebunden sein in das Bündel des Lebens." )

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Neuerer Teil, nördlich des Weges, ab 1869

1869 wurde auf der bergwärts liegenden Seite der Straße dann ein neues Gräberfeld mit 24,28 ar angelegt, das vereinzelt bis in die Gegenwart für Bestattungen genutzt wird. Allerdings gibt es keine örtliche Gemeinde mehr.

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Jüngstes in Essingen vorhandenes Grabmahl

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Weiterführende Literatur
Stefan Meißner/ Bernahrd Gerlach: Jüdisches Leben in der Pfalz, Speyer 2013, S. 67f.
Franz Schmidt: Die Steine reden. Zeugnisse jüdischen Lebens im Landkreis Südliche Weinstraße. (Hg. vom Landkreis Südliche Weinstraße). Rhodt 1989.
Bernhard Kukatzki/Mario Jacoby: Der alte jüdische Friedhof in Essingen, Schifferstadt/Pfalz 1993. 44 S.
Bernhard Kukatzki: Der alte jüdische Friedhof in Essingen. In: Sachor 4 1994,2 = Heft 7. S. 33-41

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( Bilder: Stefan Meißner)

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