von Stefan Meißner
Die Vision des Propheten Jesaja: Frieden in
der Schöpfung
Eduard Hicks (1840)
Literatur
W.H.Schmidt: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte, S. 231ff.; Nathan
Peter Levinson: Der Messias, Stuttgart 1994; Der Messias, Ingo Baldermann u.a.(Hg.)
JBTh 8/1993, Neukirchen 1993; Judaisms and Their Messiahs at the Turn od the
Christian Era, J. Neusner u.a. (hg.), New York 1987; Gerbern S. Oegema: Der
Gesalbte und sein Volk, Göttingen 1997; E.J.
Waschke: Der Gesalbte. Studien zur alttestamentarischen Theologie: Studien Zur
Alttestamentlichen Theologie (Beihefte Zur Zeitschrift Fur Die Alttestamentliche
... Fur Die Alttestamentliche Wissenschaft, 306),
Berlin 2001
Der Begriff „Messias“ ist die Wiedergabe des hebr. Wortes maschiach (= gr.: christós) und bedeutet „der Gesalbte“. Durch Salbung wurden im Alten Israel, aber auch in der orientalischen Umwelt (Hethiter, Ägypter, Kanaanäer) Priester, Propheten und Könige in ihr Amt eingesetzt.
Im Alten Testament gibt es nur 39 Belege für diesen Begriff, wobei der Schwerpunkt erstaunlicherweise (vom NT her gesehen) kaum bei den Propheten, sondern im Deuteronomistnischen Geschichtswerk (18x in 1/2 Sam!) und den Psalmen liegt. In seinem ursprünglichen Kontext spricht keiner dieser Belege von einem künftigen, endzeitlichen Retter, sondern meist von historischen Persönlichkeiten der Gegenwart oder der Vergangenheit.
„Der Gesalbte“ ist bis zum Exil einfach ein Königstitel. Oft werden die aktuellen Könige Israels kritisch am Ideal Davids gemessen, was auf die Dauer zu einer Verklärung der Herrschaftszeit Davids führte. Nach dem Exil nimmt die zugeschriebene Herrschaftsgewalt des Messias ab. Er wird „arm“ und „hilfsbedürftig“ (Sach 9,9). Zugleich nimmt sein Herrschaftsbereich zu: Er erstreckt sich „bis an die Grenzen der Erde“. Sogar der Bereich der Natur wird in die Heilsvisionen der nachexilischen Propheten einbezogen.
Inwieweit es im AT schon zu einer Eschatologisierung (=> Eschatologie =
Lehre von "den letzten Dingen", der Endzeit) der Messiashoffnung gekommen
ist, ist umstritten. Sicher aber wurden in der zwischentestamentarischen Literatur
bestimmte Stellen, die ursprünglich nicht von einem endzeitlichen Heilskönig
sprachen, im Lichte späterer Ereignisse so umgedeutet (z.B.: Gen
49).
- Die Nathansverheißung (2 Sam 7) beinhaltet die Zusage Nathans an David, der Herr werde ihm "ein Haus bauen" und ihm nach seinem Tode "einen Nachkommen erwecken, der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich. Ich will sein Vater sein und er soll mein Sohn sein." Diese "Stabilisierung und Legitimierung" der davidischen Herrscherdynastie ist nach C. Westermann bestimmt von einer Königsideologie, die "der Frühzeit Israels völlig fremd" ist. "Hier zum ersten Mal band sich das verheißende Gotteswort an eine politische Institution und verhieß ihr das Bleiben, die Dauer" (Theologie, S.55).
- Der Jakobsegen (Gen 49,10) spricht von einem künftigen Herrscher aus dem Stamm Juda: "Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört, dem der Gehorsam der Völker gebührt". Diese Stelle wurde v.a. im jüdischen nachbiblischen Schrifttum immer wieder messianisch ausgedeutet.
- Der endzeitliche Friedensherrscher aus Jes 9
könnte die erste "echte" messianische Weissagung sein: Um 730
v. Chr. wird dem von den Assyrern unterdrückten Volk Israel Hoffnung gemacht:
"Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft
ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater,
Friede-Fürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens
kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er's
stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in
Ewigkeit." Eine Stelle, die Eingang in die christliche Weihnachtsliturgie
gefunden hat.
- Der Gottesknecht von Deuterojesaja ist eine Gestalt, die
immer wieder unterschiedlich gedeutet worden ist. Die "Lieder", in
denen er eine Rolle spielt (Jesaja
42,1-9; 49,1-9;
50,4-9,
v.a. aber 52,13-53,12)
werden im NT aufgenommen, um die Messianität Jesu zu belegen (Mt
8,17; Joh
12,38; Röm
10,16; 15,21; 1Petr
2,22). Auffälligerweise werden sie aber im rabbinischen Judentum eher
selten auf den Messias bezogen (vgl. aber bSan 98b, Peskita Rabbati, Pisqa 37,
und Midrasch Ruth Rabbah zu Ruth 2,12).
Manche Ausleger deuten den Titel Gottesknecht individuell und meinen der Prophet
(Deutero-)Jesaja selbst sei damit gemeint, andere verstehen ihn kollektiv als
Chiffre für das leidende jüdische Volk. Wie dem auch sei: Ein leidender
und sterbender Messias ist im Judentum weithin unbekannt. Überhaupt stellt
aus jüdischer Perspektive die Konzentration der Eschatologie auf die Messiasfigur
eine problematische Verkürzung dar.
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Quellen
zur Messiaserwartung in Christentum und Judentum
Externer Link
http://www.joerg-sieger.de/einleit/zentral/03zuk/zent43.htm
(zum Thema: "Gottesknecht")
Bildernachweis
Jesaja: http://www.uni-leipzig.de/ru/bilderhebraeischeBibel/