"Antisemitismus hat bei uns keinen Platz"

Kirchenpräsident Schad verurteilt antijüdische Übergriffe und Rhetorik

Speyer (lk). „Unser Bekenntnis zu Jesus Christus ist unvereinbar mit jeder Art von Judenfeindschaft“, hat Kirchenpräsident Christian Schad in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Judentum, Stefan Meißner, aus Anlass der Woche der Brüderlichkeit in Speyer betont.

Antisemitische Attacken wie die gegen den israelischen Fussballspieler Itay Shechter vom 1.FC Kaiserslautern in der vorletzten Woche seien beschämend für die ganze Region und müssten rechtlich geahndet werden, sagte Schad. Die Übergriffe in Kaiserslautern seien kein Einzelfall, sie müssten vielmehr im Zusammenhang mit einer Reihe von Anschlägen gegen jüdische Gotteshäuser gesehen werden, die in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Monaten verübt worden waren, betonte der Kirchenpräsident.

Schad begrüßte es, dass sich die Verantwortlichen des 1.FCK und die große Mehrheit der Fans von den antisemitischen Schmähungen distanziert hätten. Gerade die Landeskirche müsse sich in dieser schwierigen Situation vor ihre jüdischen Mitbürger stellen und deutlich machen, dass „Antisemitismus bei uns keinen Platz hat“.

Schad und Meißner zeigten sich beide besorgt über eine Verschärfung der antijüdischen Rhetorik auch innerhalb der Kirche. Die Erkenntnisse des christlich-jüdischen Gesprächs seien noch längst nicht überall Gemeingut. „Wie neuere Studien gezeigt haben, gibt es eine Diskrepanz zwischen offiziellen kirchlichen Verlautbarungen und dem, was manchmal an der Basis gesagt und getan wird“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises Kirche und Judentum. Auf dem Vormarsch sei heute vor allem der israelbezogene Antisemitismus - auch wenn nicht jede Kritik an Israel automatisch antisemitisch sei.

Der Kirchenpräsident forderte in den aktuellen politischen Diskussionen dazu auf, Israel mit dem gleichen Maß wie andere Staaten zu messen. Vor allem müsse auf Stereotypen und Vergleiche mit dem Nationalsozialismus verzichtet werden. Das Existenzrecht Israels dürfe ebenso wenig in Frage stehen wie die Sicherheit der jüdischen Bürger hierzulande, sagte Schad.

Im landeskirchlichen Arbeitskreis Kirche und Judentum werden Grundsatzfragen des christlich-jüdischen Dialogs erörtert. Er beschäftigt sich mit der jüdischen Religion, mit jüdischem Leben früher und heute und macht das Thema für die Verkündigung und die Arbeit in Gemeinde und Unterricht fruchtbar.

Die Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit veranstalten seit 1952 im März eines jeden Jahres die Woche der Brüderlichkeit, die 60. Woche wurde am Sonntag (11. März) in Leipzig eröffnet .

12.03.2012, Speyer

Quelle: http://www.evkirchepfalz.de/

Links:
"Israel: Staat - Land - Volk": Thesenreihe des Arbeitskreises „Kirche und Judentum“ der Evangelischen Kirche der Pfalz
Ressourceguide Israel (Pfälzer Pfarrerblatt Themenheft 7-8/2007)