Jüdische Friedhöfe

von Partrick Bauer und Daniel Schilling

Lage

Jüdische Friedhöfe lagen in der Regel außerhalb der Ortschaften, da es den Juden Jahrhunderte lang äußerst schwer gemacht wurde, überhaupt Begräbnisplätze zu erwerben. Es wurde ihnen häufig vom Ort weit entferntes Land, das nicht anders genutzt werden konnte (sumpfiger Boden, Berghänge, an für Christen verbotenen Orten, z.B. in der Nähe des Galgens u.ä.) hierfür überlassen. Die Toten mussten deshalb oft über längere Distanzen zu ihren Gräbern transportiert werden.

In größeren Städten ist dieser Umstand durch das Wachstum im 19. Jhd. inzwischen verdeckt. Oft wurden im Laufe der Geschichte die jüdischen Friedhöfe "vor die Tore der Stadt" verlegt. Raumnot zwang manchmal dazu, dass mehrere Tote übereinander begraben werden mussten. In diesem Fall fordert die jüdische Religion einen Mindestabstand von 6 Fuß Boden, deren Folge hohe Grabhügel sind (z.B. der jüdische Friedhof in Prag).

Die jüdischen Friedhöfe liegen meist sehr versteckt und sind zum Teil von einer Mauer umgeben. Meist wird der Friedhof schon am Eingang durch eine Inschrift benannt. Der Friedhof wird im Hebräischen als 'Haus des Lebens' (Bet-ha-Chaim), 'Haus der Ewigkeit' (Bet olam), 'Gut-Ort' (Makom tov) oder 'Haus der Gräber' (Bet-ha-kevarot) bezeichnet. Der Friedhof steht in seiner Bedeutung der Synagoge nichts nach, was sich dran zeigt, dass die Männer beim Besuch ebenfalls ihre Kopfbedeckung tragen. Ein Friedhof gilt wegen der gebotenen Totenruhe unantastbar, er darf nicht verändert oder gar aufgehoben werden.


Anlage und Aussehen

Wenn irgend möglich sind die Gräber so angeordnet, dass die Toten mit den Füßen in Richtung Jerusalem liegen, in unserer Gegend also nach Osten oder Südosten. Die Grabsteine stehen am Kopfende. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt übrigens der große Wormser Judenfriedhof dar, wo die Gräber in Richtung Synagoge ausgerichtet sind.

Jüdische Friedhöfe fallen durch allerlei Besonderheiten auf. Es sind dichtgedrängte, oft gleichmäßige Gräberreihen mit hohen Steinen und hebräischen Inschriften. Über diese Anordnung versuchte man Jahrhunderte lang dem religiösen Ideal der Schlichtheit zu entsprechen und die Gleichheit aller im Tode zu verdeutlichen. Sie sind des öfteren zugewachsen und zeigen keinen Blumenschmuck, sondern Spuren von Zerstörung. Haben Angehörige ein Grab besucht, kann man das an kleinen Steinen, die auf dem Grabstein liegen, erkennen (früher ein Brauch der Nomaden, die so ihre Toten vor wilden Tieren schützten). Ursprünglich wurden die Grabsteine aus Sandstein gehauen. Daher sind die meisten dieser Steine heute stark verwittert. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen dann Grabsteine aus härteren Materialien wie Marmor, Granit und Zementguss auf. Diese wurden oft mit eingelassenen Inschriftplatten aus weißem Marmor verziert.

Kinder, Rabbiner und andere geehrte Personen wurden an besonderen Plätzen begraben. Kinder erhielten zudem kleinere Grabsteine. Abgesondert vom eigentlichen Gräberfeld wurden die nichtjüdischen Ehepartner und Menschen mit schlechtem Ruf (getaufte Juden, Selbstmörder, ....) bestattet. Auf einigen Friedhöfen finden sich auch Gedenk- Steine/Tafeln für die gefallenen Juden im ersten Weltkrieg.


Inschriften

Zunächst waren die Inschriften der Grabsteine nur in hebräisch verfasst. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts traten auch deutschsprachige Angaben hinzu. Zuerst waren dies nur die Namen der Verstorbenen, die auf die Rückseite der Steine gemeiselt wurden. Später kamen dann immer mehr Angaben zur Person hinzu, bis auch Redewendungen und Sprüche in deutsch festgehalten wurden. Im Laufe der Zeit wanderte der deutsche Text mehr und mehr auf die dann zweisprachige Vorderseite des Grabsteins. Später war dann die Inschrift oft rein deutsch (von der ersten und letzten Zeile, die eine besondere religiöse Bedeutung haben, einmal abgesehen).