25 Jahre Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

Ein kurzer historischer Abriss


Foto: Bäcker/version, http://www.zentralratdjuden.de/hjs_pressefotos.htm


Der frühere Landesrabbiner von Baden, Herr Prof. Dr. Nathan P. Levinson, erklärte bereits vor mehr als dreißig Jahren öffentlich die Notwendigkeit, in Deutschland eine jüdisch-theologische Ausbildungsstätte für Religionslehrer, Kantoren und Rabbiner ins Leben zu rufen. Im Herbst 1979 wurde diese Idee in veränderter Form Realität: Nachdem die Kultusministerkonferenz ein Jahr zuvor die Gründung einer solchen Institution befürwortet und deren Finanzierung durch Bund und Länder zugesichert hatte, wurde auf Beschluss des Direktoriums des Zentralrates der Juden in Deutschland die "Hochschule für Jüdische Studien" gegründet. Sie sollte fortan Studierenden aller Konfessionen offen stehen.

Zwei Jahre später - 1981 - erfolgte die staatliche Anerkennung durch die Landesregierung Baden-Württemberg. Damit war die Grundlage für die Eigenständigkeit des damals in Deutschland einzigartigen Studienganges der Jüdischen Studien gelegt. Mit Erlangung des Promotionsrechtes im Jahr 1995 hat sich die Hochschule für Jüdischen Studien dann endgültig in der akademischen Landschaft der Bundesrepublik etabliert. Heute sind an der Hochschule 166 Studierende im Haupt- und Nebenfach eingeschrieben. Ihnen steht unter anderem eine beachtenswerte Bibliothek mit einem 50.000 Bände umfassenden Bestand zur Verfügung.

Doch die Aufgaben der Hochschule liegen nicht allein auf wissenschaftlichem Gebiet. Durch die Zuwanderung von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wuchs der Bedarf der Jüdischen Gemeinden an ausgebildeten Religionslehrern. Seit 2001 besitzt die Hochschule für Jüdische Studien als erste Institution in der Geschichte Deutschlands das Recht zur Ausbildung jüdischer Religionslehrer mit dem Abschluss Staatsexamen. Außerdem besteht seit Wintersemester 2001/2002 die Möglichkeit zur Rabbinerausbildung im Grundstudium. Mittels eines eigens vom Zentralrat der Juden in Deutschland eingerichteten Stipendiums wird gerade jungen jüdischen Menschen, deren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion stammen, ermöglicht, ein Studium an der Hochschule in Heidelberg aufzunehmen. Damit leistet die Hochschule für Jüdischen Studien einen wichtigen integrativen Beitrag für die Jüdischen Gemeinden in Deutschland.

Das Anliegen der Hochschule für Jüdische Studien ist es, jüdische Religion und Kultur ganzheitlich zu vermitteln. Dies dokumentiert ihr vielfältiges Lehrangebot: Geschichte des Jüdischen Volkes, Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte, Talmud, Codices und Rabbinische Literatur, Bibel und Jüdische Bibelauslegung, Hebräische Sprachwissenschaft und Literatur, Jiddisch, Religionsdidaktik und -pädagogik, praktische Religionslehre. Außerdem verfügt die Hochschule über den einzigen Lehrstuhl für Jüdische Kunst in Deutschland. Seit 2001 gibt es den Ignatz-Bubis-Lehrstuhl für Religion, Geschichte und Kultur des europäischen Judentums, gefördert von der Alfried-Krupp-von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Diese Fächervielfalt sowie die enge Kooperation mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, an der die Studierenden mindestens ein Studienfach belegen müssen, eröffnet den Studierenden - ob im Rahmen des Magisterstudienganges, des Staatsexamens oder der Rabbinerausbildung (nur im Grundstudium) - zahlreiche berufliche Perspektiven. Und so sind Absolventen der renommierten wissenschaftlichen Einrichtung inzwischen sehr erfolgreich in den unterschiedlichsten Bereichen tätig: Ob in akademischen Berufen, im Kulturbereich oder in den Jüdischen Gemeinden - zu ihren ehemaligen Absolventen und Absolventinnen gehören anerkannte Professoren, Museumsdirektoren, Botschaftsangestellte, Religionslehrer und Rabbiner.

Darüber hinaus wirken die Absolventen der Hochschule in der Gesellschaft als wichtige Multiplikatoren. Sie geben das erworbene Wissen weiter und leisten so einen unschätzbaren Beitrag, um Vorurteile abzubauen und die Toleranz und das Miteinander von Juden und Nichtjuden zu fördern.

Heidelberg im November 2004

Quelle: http://www.zentralratdjuden.de/hjs_historie.htm, Copyright (c) 2002, Zentralrat der Juden in Deutschland. Alle Rechte vorbehalten


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