Von Lieder- und Lichterketten
Dekanatsmännertag in Bad Bergzabern im Zeichen jüdischer Kultur

Mit einer Kette von Liedern und Lichtern ein Zeichen der Hoffnung setzen - das hatte der diesjährige Dekanatsmännertag am Sonntag zum Ziel. Den Abschluss bildeten Geschichten und Klänge aus dem jüdischen Leben in der Marktkirche und eine Lichterkette am ehemaligen Standort der Bergzaberner Synagoge.

Recht schwungvoll gingen die Hauptfiguren des ersten Teils, der "Liederkette", den christlich-jüdischen Dialog an: Matthias Helms (Gesang und Violine) und Jochen Walker (Gitarre) ließen jüdische Musik aus allen Epochen und Gegenden lebendig werden - und auch das Lebensgefühl des Volkes, das fast zwei Jahrtausende lang staatenlos in aller Welt lebte. An der eigenartigen, typischen Mischung von Fröhlichkeit und Melancholie, die viele dieser Melodien auszeichnet, ließen die beiden Musiker auch das Publikum teilhaben. Besonders bei bekannteren Stücken wie "Hava Nagila" durfte mitgesungen werden. Zwischen den Liedvorträgen komplettierte Helms den Schnelldurchlauf durch die jüdische Seele mit jiddischen Witzen und Anekdoten sowie kurzen Erklärungen zur Musik. Die war nämlich bunt gemischt. Von bekannten Evergreens zum Mitsingen und -summen über anspruchsvolle Klezmer-Instrumentalstücke bis hin zu einem hebräischen Schlager aus den sechziger Jahren im südamerikanischen Samba-Rhythmus war alles dabei. 

Ungleich ernster wurde es im zweiten Teil, der "Lichterkette" zwischen der Marktkirche und ihrem Glockenturm, an der einmal die Synagoge von Bergzabern stand. Die Teilnehmer gingen mit ihren Kerzen einmal um die Kirche herum, vorbei auch an einem Relikt, das die in der Pfalz kaum noch vorhandene jüdische Kultur hinterlassen hat: Dem Torso des großen siebenarmigen Leuchters aus der Synagoge von Ingenheim, die wie die von Bergzabern in der Reichspogromnacht verwüstet und nach dem Krieg abgerissen wurde. Mit zwei Psalmen - einer auf Deutsch gebetet, einer in hebräischer Sprache gesungen - wurde hier die Hoffnung bekräftigt auf eine Gesellschaft, in der sich die Kulturen ohne Scheu oder gar Hass begegnen. In einem großen Holzrahmen, der in der Mitte des Platzes aufgestellt war, ließen die Teilnehmer schließlich ihre Kerzenlichter in in der Nacht weiterbrennen.
(Thomas Huber, freier Mitarbeiter "Die Rheinpfalz")


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