Die Odenbach-Genisa

von Hilde Dittrich


Fragment eines Torawimpels aus Odenbach

Große Wandflächen und die Hälfte der Decke in der ehemaligen Synapoge in Odenbach, einem schlichten Bauwerk aus dem Jahr 1752, sind überzogen mit spätbarocken Malereien. Nur in einigen wenigen Holzsynagogen sind uns solche Malereien bekannt.

Dieses kunsthistorische Kleinod wurde im Januar 1989 vom Förderverein erworben, der für die Erhaltung des Gebäudes und die Rettung der Malereien in situ sorgt. Mit dem Kauf wechselten auch die Genisa-Funde ihren Besitzer. Bei Aufräumarbeiten hatte der frühere Besitzer hinter Lehmwänden und im Gebälk gedruckte Schriften und handgeschriebene Urkunden sowie Textilien gefunden.

Der Ort, an dem nach alter Tradition unbrauchbar gewordene Geräte und Schriften von den Juden verwahrt bzw. verborgen wurden, wird Genisa genannt. Es kommt auch vor, daß die Juden solche Kultgegenstände auf dem Friedhof an unbekannter Stelle beisetzten. Dieses Vorgehen diente dem Schutz vor Entweihung des Gottesnamens in den betreffenden Schriften. Der Begriff "Genisa" wird auch für den Fund selbst verwendet.

Die Odenbach-Genisa enthält noch kaum gesichtetes Material, das sicherlich viel Einblick geben wird in das jüdische Leben der Westpfalzregion und wohl auch in den nichtjüdischen Gemeinden. Historiker, Theologen und Volkskundler weit über den pfälzischen Bereich hinaus zeigen sich sehr an der Auswertung interessiert.

Schon die Fundstelle läßt auf manche Einflüsse schließen, denen die Fundstücke ausgesetzt waren. Einige Handschriften stammen aus dem 18. Jahrhundert, andere aus dem 19. Jahrhundert (s. Übersicht weiter unten!). Sie tragen Spuren der jahrhundertelangen Lagerung und der Witterung; hinzu kommen Besuche von Tieren, die an den Papieren und den Textilien nagten.

Exemplarisch gelten Gebetsriemen, Teile eines Beschneidungswimpels, Taschenkalender, Gebetbuchteile und die handgeschriebenen Urkunden, die in besonders anschaulicher Art die Zeit ab 1700 gut demonstrieren könnten, wenn es zu einer entsprechenden Nutzung der ehemaligen Synagoge kommen sollte, die eine Dauerausstellung der Exponate oder eine wechselnde Ausstellung ermöglicht.

In Odenbach wohnten im 19. Jahrhundert bis zu 137 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, mehr als 10% der Bevölkerung. Wenn wir mit der ehemaligen Synagoge ein steinernes Zeugnis der Odenbacher Geschichte erhalten wollen, so ist auch die Füllung mit Leben der nächste wichtige Schritt.

Unserer geschichtlichen Arbeit können wir dienen, wenn wir die Exponate aufarbeiten und systematisieren lassen und sie den Betrachtern zeigen können.

Die Handschriften wurden von dem Rabbiner Dr. Meir M. Ydit eingesehen. Den Inhalt der Dokumente identifizierte er mit folgendem Resultat: (Anmerkung 1)
Dokument ,A' = Ein Verlobungsvertrag (hebr. ,Teno-im'), Odenbach 1790
Dokument ,B' = Ein Leviratsehevertrag (hebr. ,Schtar Chalitza'), Odenbach 1790
Dokument,C' = wie,B', Odenbach 1830
Dokument ,D' = Bestätigung einer durchgeführten ,Chalitza', Odenbach 1830
Dokument,E' = wie,A', Odenbach, Jahr ?
Dokument,F' = wie,B', Aschbach 1830
Dokument,G' = Heiratsvertrag (hebr. ,Ketuba'), Aschbach 1830
Dokument,H' = wie,B', Odenbach 1830

 

Interner Link
Informationen zur Synagoge in Odenbach

Externe Links
http://www.ehemalige-synagoge-odenbach.de (Externer Link)
http://www.alemannia-judaica.de/odenbach_glan_synagoge.htm

 

Literatur
Bilder und Übersetzungen einiger der in der Geniza gefundenen Dokumente finden Sie in:
Beitrag aus Westricher Heimatblätter
Heimatkundliche Mitteilungen aus dem Kreis Kusel
Herausgeber: Landkreis Kusel
(Jahrgang 21, September 1990, Nummer 3, Seite 132 ff)

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