Nach dem Tod Jochanan ben Zakkais
Zwischen 80 und 90 tritt Gamaliel II. die Nachfolge Jochanans an, über
dessen Verbleib die Quellen keine klaren Angaben machen. Gamaliel stammte
aus der Linie Hillels
und war ein Sohn Simeons ben Gamaliel - einem der Anführer des Kampfes
gegen die Römer. Durch eine Reise nach Rom ließ sich Gamaliel II. seine
Führungsposition von den Machthabern bestätigen, was angesichts seiner
Herkunft keine Selbstverständlichkeit war.
Auf seine Initiative geht wohl die sog. "Synode von Jamnia"
(Javne) zurück, die durch zwei Maßnahmen eine "Frontbegradigung"
(Stemberger) innerhalb des Judentums vornahm: Erstens wurde eine Selbstverfluchung
für alle abtrünnigen Juden in das 18-Bitten-Gebet (Schemone Esre) eingeführt.
Durch diesen "Ketzersegen" war es den Judenchristen, aber auch
anderen Häretikern, praktisch unmöglich, sich weiterhin innerhalb der
Synagogengemeinden zu organisieren. Zweitens wurde in Javne der alttestamentliche
Kanon in seinen Grundzügen abgesteckt - ebenfalls eine Maßnahme zur Vereinheitlichung
der Lehre. Es entsteht in der Folge das, was man in der Literatur das
"klassische" oder auch "normative Judentum" nennt.
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