Die Gründung der Rabbinerakademie in Javne
durch Jochanan ben Zakkai
Der Wiederaufbau des kulturellen und religiösen Lebens in Palästina nach
der Katastrophe des niedergeschlagenen Aufstands 70 n.Chr. ist wesentlich
mit einem Namen verknüpft: Jochanan ben Zakkai. Von seinen Schülern in
einem Sarg aus dem belagerten Jerusalem geflohen, stellte er sich den
Römern und gründete in Javne (Jamnia) ein Lehrhaus. Hier ging er zusammen
mit anderen Schriftgelehrten daran, dem Judentum über den Verlust seiner
religiösen Mitte, dem Tempel, hinwegzuhelfen. Er tat dies, obwohl seine
Herkunft aus dem Pharisäismus nicht gesichert ist, auf der Grundlage der
pharisäischen
Halacha. Schriftstudium und ein toraobservantes,
gottgefälliges Leben sollten an die Stelle von Opfer und Kultus treten,
wie er unter Berufung auf ein Profetenwort deutlich macht:
"Mein Sohn gräme dich
nicht, wir haben eine andere Sühne, die dieser [im Tempel] gleicht;
und welche ist es? Wohltun: 'Denn Wohltun fordere ich und nicht Opfer'."
Auf seine Initiative geht wohl auch die Wiederbelebung des Sanhedrins
(Hoher Rat) zurück, dessen (zunächst noch begrenzte) Autorität von den
Römern geduldet, wenn auch nicht offiziell anerkannt wurde. Jochanan empfahl
sich bei den Römern für diese integrative Aufgabe durch seine besonnene
Haltung, die jeder messianischen Naherwartung skeptisch gegenüber stand:
"Wenn du einen jungen
Baum in deiner Hand hältst und man dir sagt: 'Siehe, dort ist der Messias',
dann fahre mit dem Pflanzen fort, und gehe erst dann hinaus, um ihn
zu empfangen." (Avot de Nabbi Nathan, Text B, Kap. 31)
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